Forschungsdaten


Sowohl demographische Daten als auch jene, die den Verlauf der Problematik des pathologischen Glücksspiels bei allen jährlich betreuten Klienten/innen betreffen, werden an unserer Stelle alljährlich im Rahmen einer Langzeit-Grundlagenforschungsstudie statistisch erfasst und verarbeitet. Die Ergebnisse der letzten zehn Jahre werden nachfolgend kurz dargestellt. In der Downloadversion kann die Detail-Zusammenfassung des letzten Jahres abgerufen werden.

Unter den jedes Jahr persönlich betreuten Klienten/innen (insgesamt durchschnittlich rund 1000 Personen jährlich) sind etwa 60% Glücksspieler/innen und 40% Angehörige.

Bei den Spieler-Klienten überwiegen mit rund 85% Männer. Der Prozentsatz der an unserer Stelle betreuten spielenden Frauen verdreifachte sich in den vergangenen zwanzig Jahren von 5% im Jahr 1986 schrittweise auf 18% im Jahr 2012.

Über Jahre konnten wir feststellen, dass die Altersverteilung bezüglich des Einstiegs in das Glücksspiel der an unserer Stelle betreuten Spieler/innen annähernd konstant bleibt. Über 40% unserer Klienten/innen gaben an, noch vor dem 18.Lebensjahr zum Spielen begonnen zu haben. Während die Mehrzahl (rund 75%) der hilfesuchenden Männer vor dem 25.Lebensjahr zu spielen beginnt, ist bei den Spielerinnen ein späterer Einstieg zu beobachten (rund 70% nach dem 25.Lebenjahr).

Der Zeitraum bis zu Therapiebeginn dauert häufig mehrere Jahre (durchschnittlich etwa 8 Jahre). Die größte Gruppe unter den die Therapie beginnenden Spieler/innen stellen 30 bis 40.jährigen (bis zu 40%) und die zweitgrößte die 40 bis 50.jährigen (über 20%) dar.

Bei nahezu 90% der behandelten Glücksspieler/innen konnte über Jahre das pathologische Spielen nach ICD-10 und DSM-IV diagnostiziert werden, etwa 10% zeigen problematisches Spielverhalten.
Die am häufigsten bei den Betreuten vorkommende problembehaftete Glücksspielart sind mit über 80% die (Geldspiel-) Automaten. An zweiter Stelle folgen mit rund 40% (Mehrfachnennungen sind möglich) unterschiedliche Casinospiele (Glücksspielautomaten, Roulette, Black Jack). Mit ihm (Jahr 2012) 25% ist Onlineglücksspiel die drittgrößte Problemspielart, mit etwa 20% folgen Wetten.

Unter den Spielorten sind Spielhalle (etwa 50% kontinuierlich steigend), Kaffeehaus (konstant rund 40%), Casino (über 30%), Wettbüro (bis nahezu 30% - als Spielort seit Ende der 90.er Jahre kontinuierlich häufiger frequentiert). Eine deutliche Steigerung erfährt auch seit 2003 der Spielort Internet (bis 2002 nicht genannt, zuletzt, im Jahr 2012 mit rund 25% Nennungen).

Bei den meisten der Betreuten war das pathologische Glücksspiel mit schwerwiegenden Folgen verbunden: rund 80% sind in Folge ihres Glücksspiels hoch verschuldet, für über 40% führte das Spielen zu Problemen in der Partnerschaft bzw. zu einer Trennung, rund 20% verloren ihren Arbeitsplatz, etwa 10% ihre Wohnung. Weitere Folgen waren Selbstmordgedanken (15%), Selbstmordversuche (5%), kriminelle Delikte um das Glücksspiel finanzieren zu können (bei nahezu 20%), die in rund 10% der Fälle mit einer Vorstrafe endeten und psychosomatische Beschwerden (rund 20%).

Über die Hälfte (rund 60%) der behandelten Glücksspieler/innen lebt in einer Partnerschaft.

Rund zwei Drittel der hilfesuchenden Spieler/innen sind berufstätigt, etwa jeder fünfte Betreute ist arbeitslos und jeder zehnte in Pension.

Die an unserer Stelle betreuten Angehörigen sind durch das pathologische Glücksspielen ihrer Familienmitglieder meistens sehr stark (emotional, psychisch, psychosomatisch, existenziell) belastet. Die meisten der beratungssuchenden Angehörigen sind Frauen (über 80%). Über die Hälfte haftet auch real für die Spielschulden ihrer spielenden Angehörigen mit.